Alle zwei Minuten infiziert sich ein Mensch auf der Welt mit Lepra. Daran erinnert die „Fondation Follereau“ am heutigen Weltlepra-Tag. Direktions-Beauftragte Conny Reichling und Projektleiterin Cloé Beaumer erzählen zum 65. Weltlepratag, was sie dagegen unternehmen. Denn seit über 50 Jahren setzt sich die „Fondation Follereau“ in Luxemburg für die Ärmsten der Armen ein. Aufgrund der besonderen Geschichte ihres Gründers, der diesen Welttag vor 65 Jahren ins Leben rief, steht besonders Lepra im Fokus.
Wo sind Sie aktiv?
Conny Reichling Wir arbeiten in neun Ländern: Mali, Burkina Faso, Guinea, der Elfenbeinküste, Togo, Benin, der Zentralafrikanischen Republik, der Demokratischen Republik Kongo und in Madagaskar. Zum einen haben wir 14 Projekte für Kinder, auf die rund 18 Prozent des Gesamtbudgets entfallen. Zum anderen haben wir 22 Projekte im Gesundheitsbereich, der ganz klar unser Schwerpunkt ist. Hierhin fließen 82 Prozent der Mittel. Was Lepra angeht, sind wir vor allem in Togo und Madagaskar sehr aktiv. Seit der Gründung der Stiftung haben wir direkt und indirekt 600.000 Menschen erreicht.
Was wissen die Leute über Lepra?
Cloé Beaumer In den betroffenen Ländern ist der Kenntnisstand oft gering. Lepra gibt es vor allem in abgelegenen Gebieten mit schlechter ärztlicher Versorgung, in denen auch Bildung ein Problem ist. Sie wird nicht umsonst als Armutskrankheit bezeichnet. Viele halten es für Pest oder einen Fluch. Deswegen werden die Kranken oft verstoßen oder gemieden, finden keine Arbeit mehr. Wenn man die Anzeichen schon sieht, ist es schlimm. Aber Lepra ist gut behandelbar – vorausgesetzt, die Medikamente werden richtig eingenommen. Das ist oft ein Problem. Die Arbeit ist komplex. Je früher Lepra festgestellt wird, desto besser. Hier in Luxemburg wissen viele Menschen gar nicht, dass es Lepra immer noch gibt.
Was passiert, wenn Lepra nicht behandelt wird?
Beaumer Das kann schwerwiegende physische Folgen haben, die bis hin zu Blindheit und Amputation reichen. Die Behandlung ist nicht einfach, denn viele Patienten sind nur schwer erreichbar. 2015 haben wir deshalb begonnen, die Patientenversorgung für vernachlässigte, tropische Krankheiten wie Lepra mehr und mehr in die Kommunen zu geben. Die Arbeit sollte dort gemacht werden, wo die Patienten sind, um so die Wege zu verkürzen und noch effizienter einsetzen zu können. Denn selbst wenn sie diagnostiziert wird, ist es schwer, in einem der Zentren einen Platz zu finden. Viele Leute gehen gar nicht erst zum Arzt, weil das Stigma eine große Rolle spielt.
Reichling Es gibt Ekel und Ausgrenzung. Die Erkrankten werden heute oft immer noch ausgeschlossen, auch wenn die Behandlung erfolgreich war und sie wieder gesund sind. Die Antibiotika wirken ja schon nach der ersten Einnahme. Deshalb arbeiten wir an den sozialen Beziehungen. Darüber hinaus sind die Betreuung und die Therapie kostenlos. Für all das sind wir auf Spenden angewiesen.