Luxemburg Möglichst früh buchen oder bis auf den letzten Drücker warten? Das Internet durchforsten oder das Reisebüro die ganze Arbeit machen lassen? Flug und Hotel einzeln reservieren oder doch lieber auf ein Package zurückgreifen? Mit diesen Fragen dürften sich in den vergangenen Monaten viele Luxemburger beschäftigt haben. Als Präsident der „Union luxembourgeoise des Agences de Voyages“ (ULAV) und Geschäftsführer von „Voyages Emile Weber“ kennt sich Fernand Heinisch in Reiseangelegenheiten bestens aus.
Warum sollte man auf die Dienste eines Reisebüros zurückgreifen?
Fernand Heinisch Es gibt reichlich Vorteile. Viele Leute sind ja der Ansicht, online zu buchen, wäre günstiger. Das stimmt aber nicht, wir haben nämlich viel mehr Möglichkeiten, an die besten Preise zu kommen. Da wir über viel Erfahrung verfügen und unsere Mitarbeiter gut geschult sind, können wir auch Qualität garantieren. Wir können dem Kunden also wirklich das anbieten, was er sich wünscht, was seinem Geschmack und auch seinem Portemonnaie entspricht. Die Kundennähe spielt eine große Rolle. Wir kennen ihn, oft handelt es sich um Stammkunden. Pauschalreisen werden wohl am häufigsten gebucht, man kann aber auch nur einen Flug oder ein Hotel über uns reservieren. Wir organisieren selbstverständlich auch Reisen nach Maß. Die individuelle Beratung ist folglich definitiv ein Pluspunkt, genau wie die Sicherheit. Jede Reiseagentur hat beispielsweise eine Insolvenzversicherung. Hinzukommt eine Haftpflicht. Im Falle des Falles hat man in seinem Reiseveranstalter immer einen kompetenten Ansprechpartner. Die „Commission des Litiges de Voyages“ (CLLV) kümmert sich außerdem um Reisestreitfälle. Für den Kunden sind wir als Reiseveranstalter an sich der Partner.
Ist das Online-Angebot trotzdem zu einer spürbaren Konkurrenz geworden?
Heinisch Wenn es nur um die Buchung eines Flugs oder eines Hotels geht, wird häufiger auf das Internet zurückgegriffen, das haben wir schon gespürt. Wir haben aber ebenfalls gemerkt, dass immer mehr Kunden zu uns zurückkehren, weil sie sich im Dschungel der Online-Plattformen nicht zurechtfinden. Der Trend geht also klar zurück zum Reisebüro.
Hat sich das Reiseverhalten der Luxemburger in den vergangenen Jahren verändert?
Heinisch Besonders stark nicht. Es wird eine gute Saison, das lässt sich jetzt bereits sagen. Was man vielleicht erwähnen kann, ist, dass die jungen Generationen angefangen haben, in weiter entfernte Länder zu reisen. Urlaub „à la carte“, also maßgeschneidert, beginnt langsam aber sicher zu einem Trend zu werden. Die Nachfrage nach individuellen Reisen wird in den nächsten Jahren sicherlich noch steigen.
Apropos Trends, welche Urlaubsziele sind derzeit besonders beliebt?
Heinisch Einen richtigen Trend gibt es eigentlich nicht. Griechenland, Portugal, Spanien, Italien und Frankreich sind nach wie vor die Länder, die am meisten bereist werden. An Destinationen kommen langsam auch die arabischen Länder wieder hinzu, also Ägypten, Tunesien, die Türkei und so weiter. Die Buchungen von Städtereisen sind über die Jahre stabil geblieben. Kreuzfahrten gewinnen immer weiter an Beliebtheit. Reisen mit dem Flugzeug stehen aber nach wie vor auf Platz eins.
Wie sieht es überhaupt in puncto „last minute“ aus? Lohnt es, bis zum Schluss zu warten?
Heinisch „Last minute“-Angebote gibt es natürlich immer, günstiger kommt man deswegen aber nicht in den Urlaub, es wird im Gegenteil sogar oft teurer. Heute setzt man eher auf „first minute“-Buchungen, insbesondere wenn es um Pauschalreisen geht. Wer Geld sparen will, sollte also möglichst früh den Weg ins Reisebüro suchen. SIM
Reiseziele
„Wenn die Einwohner von Touristen aus der Stadt verdrängt werden, weil für sie der Wohnraum unbezahlbar wird, oder wenn Touristen einer Stadt, einem Dorf oder einer Region durch ihr Verhalten praktisch ihre Identität zerstören, dann läuft definitiv etwas falsch“, sagte eine DER-Touristik-Sprecherin auf der Tourismusmesse in Berlin in diesem Jahr. Das Schlagwort: „Overtourism“. Es sind daher keine sogenannten „externen Faktoren“, die einem die Reisefreude verderben - es ist der Umstand, dass der Urlauber selbst zum Störfaktor wird. So mancher Einheimischer forderte bereits: „Tourists go home!“
Boomende Reiseformen wie Kreuzfahrten geraten noch mehr in die Kritik, da Ziele wie Venedig von den Landausflüglern regelrecht überrannt werden. Wobei man schnell wieder bei dem zweischneidigen Schwert ist. Experten verkennen eine entsprechende Belastung für Umwelt, Gesellschaft und auch Infrastruktur nicht, alles hat seine Grenzen. Andererseits schafft der Tourismus natürlich Arbeitsplätze und trägt zur Erhaltung der Infrastruktur vor Ort bei. Eine Art „Touristensteuerung“ ist daher mancherorts notwendig. Die große Herausforderung stellt sich also: Wie kann man etwas regulierend eingreifen, ohne aber durch diesen Eingriff die Touristen abzuschrecken? Sicherlich eine Herausforderung für die kommenden Jahre in so mancher Urlaubshochburg.
Gefragte Klassiker
Pauschalreisende buchen in der Regel auch früh: 90 Prozent der Kunden buchen die Reise mit gutem Vorsprung zum Antritt. Will man innerhalb von 30 Tagen verreisen, kann man auf ein Angebot der Kategorie „Last Minute“ zurückgreifen. Aus einem dann aber begrenzten Angebot aus Zielen und Hotels vor Ort zu wählen, schmeckt den Kunden immer weniger: Die Nachfrage nach „Last Minute“ ist im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Für dennoch Kurzentschlossene gibt es bis Ende Juli noch „Summer Specials” zu haben. SOP