Das ausblutende Viertel

Von Misch Pautsch

Die Sozialwohnungen der Cité de l'aéroport in Findel, Sandweiler, werden auf Anfrage des Staates geleert und zugemauert. Das ganze Viertel soll abgerissen werden, sobald die letzten Bewohner*innen ausgezogen sind – obschon noch kein neues Projekt für das Gelände vorliegt.

Aus dem Inneren des ersten Stockwerks eines leerstehenden Hauses in der Cité de l'aéroport in Sandweiler hievt ein Bauarbeiter einen Ziegelstein auf eine halb zugemauerte Fensterbank. Das Erdgeschoss ist bereits versiegelt, vor der Eingangstür ein Metallgitter angebracht. Ein zweiter Arbeiter schneidet vor dem Haus die nächsten Ziegel zurecht. Am Ende der Schicht wird niemand das Gebäude mehr betreten können. Das Letzte, was der Bauarbeiter durch das bald geschlossene Fenster sehen wird, ist ein hölzerne Gartenhaus, in dem jemand ein provisorisches Schlafquartier eingerichtet hat.

Während knapp zehn Jahren war das Haus eine von 14 Sozialwohnungen in der Cité de l'aéroport im Norden der Gemeinde Sandweiler, die von der Agentur für Sozialwohnungen (AIS) verwaltet und an einkommensschwache Familien vermietet wurde. Das ist exakt die Hälfte der 28 Häuser des Viertels. Nun hat das Finanzministerium, dem die Wohnungen gehören, der AIS "informell" mitgeteilt, dass sie keine neuen Personen in die Wohnungen aufnehmen dürfen, wenn die aktuellen Verträge auslaufen. "Der Zustand der Häuser – vor allem aufgrund von Feuchtigkeit – macht sie nicht mehr geeignet für Wohnzwecke. Außerdem wurde ein Haus durch einen Brand beschädigt", nennt es auf Journal-Anfrage als Grund. Eine Einschätzung, der Gilles Hempel, Direktor der AIS widerspricht: Die 14 Wohnungen, die sie verwaltet haben, "sind – beziehungsweise waren – in einem guten Zustand, sonst hätten wir dort niemanden untergebracht."

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