Die männliche Verantwortung

Von Lisa RockLex Kleren

Heutzutage gibt es ein kaum überschaubares und vielfältiges Angebot an Verhütungsmitteln. Trotzdem können nur wenige Methoden von Männern verwendet werden. Der Fokus der Forschung liegt immer noch auf der weiblichen Verhütung, sodass Frauen fast die gesamte Verantwortung tragen müssen. Vorerst.

Über Verhütung muss sich früher oder später wohl fast jeder Mensch, der sexuell aktiv ist oder vorhat, es in naher Zukunft zu sein, Gedanken machen. Auffallend dabei: Frauen setzen sich viel häufiger und intensiver mit dem Thema auseinander als Männer. Und das nicht, weil sie es so wollen, sondern weil sie es müssen. Von den unzähligen Verhütungsmitteln auf dem Markt ist ein Großteil für den weiblichen Körper bestimmt, wobei viele Mittel Hormone beinhalten. Jedoch hat sich in den letzten Jahren bei vielen Frauen eine wachsende Skepsis gegenüber hormoneller Verhütung entwickelt, insbesondere aufgrund der zahlreichen Nebenwirkungen. (Darauf gingen wir in diesem Artikel genauer ein.) Gleichzeitig nimmt die Beliebtheit hormonfreier Verhütungsmethoden immer weiter zu. Dabei stellt sich die Frage, ob neben dem Umschwung auf hormonfreie Verhütung nicht noch eine weitere Umstellung angebracht wäre: Dass mehr Verhütungsmittel für den Mann entwickelt werden und Männer somit anfangen, die Verantwortung hinsichtlich Verhütung zumindest mitzutragen.

Wenn es um Fragen der sexuellen Gesundheit geht, ist die erste Anlaufstelle für viele wohl das Planning Familial. In dem Frauengesundheitszentrum für Familienplanung und Sexualerziehung spielt Verhütung eine bedeutende Rolle. Neben den medizinischen und psychologischen Dienstleistungen bietet das Planning Familial auch Sexualaufklärung in Schulen und Maisons Relais an, um Kinder, Jugendliche und andere Interessierte über Verhütung, sexuell übertragbare Krankheiten und Pornografie zu informieren. Präsidentin und somit zuständig für die politische Arbeit und die Interessensvertretung für die unterschiedlichen Gebiete des Planning Familial ist Ainhoa Achutegui. Sie ist der Meinung, dass es sich bei dem Thema Verhütung zweifelsfrei um ein "Frauenthema" handle, da schlussendlich, rein biologisch, die Frauen die Folgen einer Befruchtung auf sich nehmen müssen. "Es ist unglaublich wichtig, als Frau die Hand über die eigene Verhütung und über den eigenen Körper zu haben", erklärt Achutegui. "Im Falle einer Schwangerschaft müssen die Frauen entscheiden, ob sie diese weiterführen wollen oder nicht. Aus feministischer Sicht haben die Männer da nichts mitzureden. Es geht um den Körper der Frau, es ist ihre Entscheidung." Klingt theoretisch nach einer simplen Rechnung: Die Frau riskiert eine Schwangerschaft, demnach soll sie sich um die Verhütung kümmern. Fair ist das jedoch nicht. Und genau aus dieser Ungerechtigkeit heraus entwickelt sich der Wunsch von vor allem jüngeren Frauen nach mehr Verhütungsmöglichkeiten für Männer.

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