„Eine Tripartite ist immer ein Kompromiss“

Patrick Dury ist nun schon seit 33 Jahren im Lëtzebuerger Chrëschtleche Gewerkschafts-Bond (LCGB) aktiv, unter anderem als Gewerkschaftssekretär, als Generalsekretär und, seit November 2011, als Präsident. Wir trafen den 57-Jährigen zu einem ausführlichen Gespräch.

Lëtzebuerger Journal: Wozu braucht man im 21. Jahrhundert überhaupt noch eine Gewerkschaft?

Patrick Dury: Wenn ich mir nur anschaue, was die Gewerkschaften im vergangenen Jahr in der Tripartite mit auf den Weg gebracht haben, was die Gewerkschaften Tag für Tag in den Kollektivverträgen für die Beschäftigten tun, und wenn ich mir unsere Mitgliederberatung ansehe, dann erübrigt sich ihre Frage. Die Gewerkschaften werden heute noch genauso gebraucht wie vor 100 Jahren, und in der Zeit haben sie viel erreicht.

Warum sind Sie im LCGB und nicht im OGBL? Was ist da eigentlich der Unterschied? Alle beiden Gewerkschaften geben schließlich an, sich für die Interessen der Arbeitnehmer*innen einzusetzen.

Ich bin nun bereits seit 33 Jahren im LCGB. Als ich Ende der 80er Jahre bei der Arbed gearbeitet habe, da wurde ich gefragt, ob ich nicht der Gewerkschaft beitreten wolle. Dies mit dem Argument, dass eine Person, die in der Stahlindustrie arbeite, Gewerkschaftsmitglied sein müsse, weil sich die Gewerkschaften hier enorm für die Existenzen der Arbeitnehmer eingesetzt haben. Mein Vater war auch in der Stahlindustrie tätig, so dass ich Mitglied des dem LCGB angegliederten SESM (Syndicat des Entreprises de la Sidérurgie et de la Métallurgie, d. Red.) wurde, der auch bei den Angestellten stark vertreten war.