Zeit für Zärtlichkeit

Von Laura TomassiniGilles KayserEric Engel

Eine feste Umarmung, ein Plüschtier zum Schmusen, jemand, der einem Nähe schenkt: Geborgenheit und Zuneigung sind für uns Menschen unabdingbar, denn werden sie vernachlässigt, vereinsamen wir. Besonders im Erwachsenenleben steht Zärtlichkeit jedoch oft hinter Arbeit und Verpflichtungen.

Ist der Alltag mal stressig oder passiert etwas Unglückliches, suchen wir die Nähe zu anderen, die berühmte "shoulder to cry on". Auch in den frohen Momenten des Lebens spielt Körperkontakt eine wichtige Rolle, sei es als Umarmung unter guten Freund*innen oder in der Familie, Mut zusprechender Händedruck in der Mannschaft oder Streicheleinheiten vom*von der Partner*in. Nicht für jede*n sind diese Ausdrücke von Geborgenheit jedoch selbstverständlich, denn vor allem Erwachsene hadern oft damit, ihren Gefühlen freien Lauf zu lassen – oder überhaupt Zeit für diese zu finden.

"Wir leben in einer Leistungsgesellschaft und für viele ist es schwierig zuzugeben, dass sie Zuneigung brauchen und sich diese vielleicht nicht immer selbst zu leisten wissen", sagt Elisa Meyer. Die professionelle Kuschlerin hilft in ihrem Beruf anderen Menschen dabei, Nähe (wieder-)zu finden und durch Körperkontakt Ängste, Stress und Einsamkeit abzubauen. "Zu mir kommen Personen, die auf irgendeine Art und Weise einsam oder isoliert sind. Das können Menschen sein, die seit Langem in einer Beziehung sind und sich mit ihrem Partner auseinandergelebt haben oder sich nicht mehr gegenseitig anfassen, Singles, die ihren Mut zum Kuscheln und Daten wiederfinden wollen oder zu schüchtern sind, einen Partner zu finden, Personen, die sehr gestresst sind und entweder bereits ein Burnout hatten oder kurz davor stehen, oder Menschen mit anderen psychischen Problemen wie Depressionen, Angstzuständen und sozialen Phobien", erklärt Meyer.

Es gebe viele Gründe, warum jemand sich von einer Fremden bekuscheln lassen wolle und alle seien legitim, so die Kuschlerin, denn: "Beim Kuscheln, oder generell bei positiver Berührung wird Oxytocin ausgeschüttet, ein Glückshormon, das nicht süchtig macht und eine entspannende, stressreduzierende Wirkung hat. Wenn man also gut gekuschelt hat, sieht man die Welt, andere Menschen und sich selbst in einem positiveren Licht und fühlt sich dadurch besser." Ein bis zwei Tage lang verspüren Gekuschelte laut Meyer die angenehme Wirkung der Schmuse-Session, der allgemein stimmungshebende Effekt von Oxytocin hält insgesamt bis zu zwei Wochen an.

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