Editorial - Sie nehmen, wie sie kommen

Von Misch PautschLex Kleren

Die Schulen in Luxemburg stehen – gelinde gesagt – vor enormen Herausforderungen. Doch können diese überhaupt im Klassenzimmer gelöst werden?

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Nur selten hört man während zwei Interviews exakt den gleichen Satz, gesagt aus fundamental unterschiedlichen Gründen. Das verdient Hellhörigkeit: "Wir können die Kinder nicht ändern, also müssen wir uns ändern". Für CePAS-Direktorin Keipes ist es ein ehrliches Mission-Statement, ein Abstecken des Handlungsspielraumes des Schulpersonals und eine Anerkennung ständig neuer Anforderungen an die Institution Schule. Doch für SEW-Sprecherin Damé ist es Teil einer Aufzählung für sie "infantilisierender" Plattitüden, die das Lehrpersonal zu hören bekommt, wenn es über Gewaltausbrüche in Klassenzimmern berichtet. "So ist das eben. Schaut, dass ihr damit klarkommt."

"Wir können die Kinder nicht ändern, also müssen wir uns ändern" ist Teil der Antwort auf die Frage, wie mit physischer Gewalt in Klassenzimmern umgegangen werden kann, soll und muss. Der Grund der Gewalt schwingt in der Prämisse unserer Aussage mit: Nämlich, dass manche Kinder etwas "sind". Doch was eigentlich? Die Antworten in allen Interviews sind Varianten der gleichen Idee: "Weniger resilient", "Null frustrationstolerant", "ständig auf 180", "weniger aufmerksam", "wohlstandsverwahrlost", "schwerst traumatisiert". Nicht alle, natürlich, aber scheinbar immer mehr.

Die Krux ist, dass sie dies eben nicht "sind", sondern dazu wurden. Denn "kein Kind kommt aggressiv zur Welt", darüber sind sich alle einig. Was also "macht" sie zu dem, was sie "sind" – und mit dem das Schulpersonal zurechtkommen muss? Hier wird es komplizierter, und eine vertretbare Antwort kann vermutlich nur von allen Erziehungswissenschaftler*innen, Psycholog*innen und Soziolog*innen der Welt zusammen verfasst werden. Aber zwei Kapitel in diesem hypothetischen Schmöker würden sich wohl mit Bildungsverantwortung und Sozialen Medien auseinandersetzen.

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